Nach der lateinischen Bauinschrift am Eckpfeiler stammt das Gebäude zumindest im unteren Teil aus dem Jahre 1489. Nehmen Sie sich Zeit für einen Bummel durch den "Heilkräutergarten" gleich neben dem Beginenklösterle.
Die Anfänge des Beginenklosters reichen bis in das Jahr 1355 zurück. Mehrere Frauen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, in Armut und klösterlicher Gemeinschaft zu leben und sich der Kranken- und Armenfürsorge zu widmen. Am 13. August 1376 vermachte Katharina von Hohenstadt in einem Schenkungsbrief den „Tugendhaften Kindern der willigen Armen in Buchen", wie die Beginengemeinschaft damals genannt wurde, eine Stiftung, der weitere folgten. 1387 gab der Bischof von Würzburg der Gemeinschaft Lebensregeln und Statuten. Die sogenannten Beginen widmeten sich unter einer Oberin ohne Ordensgelübde der Armen- und Kinderpflege. Namentlich bekannt sind aus dieser Zeit neun bürgerliche und niederadelige Frauen, die dem Konvent angehörten. In der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte sich die Gemeinschaft den Tertiarierinnen, dem 3. Orden des Hl. Franziskus angeschlossen.
1489 wurde laut Bauinschrift das heutige Beginenklösterle erbaut, ein „absonderliches Kirchlein" mit angebautem Wohnhaus und Gärtchen. Das Gebäude ist vermutlich ein Werk des Baumeisters Hans Eseler von Amorbach und fällt durch sein Fachwerkobergeschoss und den polygonalen Chorabschluss des Kapellenraums auf. 1570 endete mit dem Tod der letzten Oberin die klösterliche Gemeinschaft. Im September 1717 fiel das Dachwerk des Gebäudes dem Stadtbrand zum Opfer. Die Räumlichkeiten gingen in Privatbesitz über, die Kapelle wurde noch bis ins 19. Jahrhundert genutzt. 1949 wurde das Anwesen von der Stadt Buchen gekauft. Es diente u. a. als Domizil für die Stadtbücherei. Ende der 1990er Jahre wurde der Gebäudekomplex renoviert, der Garten neu angelegt. Die Kapelle dient heute als Raum für kulturelle Veranstaltungen. Im Anbau fanden die "Bücherei des Judentums" und die Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst ihre Bleibe. Das Beginenklösterle beherbergt mit über der 1000 Medien umfassenden "Bücherei des Judentums" eine bedeutende jüdische Spezialbibliothek und ist Sitz der Hermann-Cohen-Akademie.
360° Panorama
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