Während man ganz im Süden Baden-Württembergs eine „Bibbeleshut“ bekommt, wenn es kalt ist oder man aufgeregt ist, so bekommt man im fränkischen Dialektraum im Norden eine „Gänsehaut“ - und zwar egal, ob es sich um den bayrischen oder den badischen Teil handelt. In der gesamten fränkischen Großregion? Nein! Eine kleine Sprachinsel im Norden des badischen Frankenlandes sagt hierzu „Gänschhaut“. In diesem „Gänschmauscherland“, der sprachlichen Region um Buchen herum, spricht man nämlich oft einen sch-Laut, wo in der Standardsprache ein -s- steht. Deswegen heißt es auch „Faschenacht“.
Und gerade dieser Tage, zur Faschenacht, einer Zeit im Jahr, in der der Dialekt mehr als sonst im Sprachalltag präsent ist, kommt die neue Wanderausstellung der Arbeitsstelle „Sprache in Südwestdeutschland“ des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen nach Buchen. Die Ausstellung zeigt anhand zahlreicher Audio- und Kartenbeispiele die dialektale Vielfalt in Baden-Württemberg und den kulturellen Wandel im ländlichen Raum. Man kann z.B. in Erzählungen hören, wie schwierig die medizinische Versorgung vor 100 Jahren im ländlichen Raum war oder wie um die Jahrhundertwende geborene Menschen ihren bäuerlichen Alltag gestaltet haben. Alle Aufnahmen stammen aus dem Arno-Ruoff-Archiv, einem Schatz von über 2.000 Interviews mit Dialektsprechern, die ab den 1950er Jahren aufgenommen wurden.
„Baden-Württemberg erzählt“, so der treffende Titel der Ausstellung, die unter der Federführung von Prof. Hubert Klausmann und Dr. Mirjam Nast erarbeitet wurde. Das Projekt wurde vom Ministerium für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, von der Universität Tübingen und vom Förderverein Schwäbischer Dialekt finanziert und ist vom 10. Februar bis 9. März 2023 im Rathausfoyer zu den üblichen Öffnungszeiten zu besichtigen bzw. anzuhören.
Die Ausstellung wird am 10. Februar 2023 um 18 Uhr im Foyer des Rathauses eröffnet, zu der alle „Buchemer“ und „Nicht-Buchemer“ sehr herzlich eingeladen sind. (unverbindliche Anmeldung gerne per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) und Telefon (06281/31-108))
In die Ausstellung einführen wird Prof. Dr. Klausmann, der an der Universität Freiburg mit einer Arbeit über „Die Breisgauer Mundarten“ promoviert und an der Universität Bayreuth zur „Wortgeographie der Sprachlandschaften Vorarlbergs und Liechtensteins“ habilitiert hat. Prof. Klausmann ist Leiter der Arbeitsstelle „Sprache in Südwestdeutschland“ und berät Ministerpräsident Kretschmann bei dessen Dialektinitiative zur Stärkung der Dialekte. Sein „Kleiner Sprachatlas von Baden-Württemberg“, erschienen im Verlag Regionalkultur, zeigt zum ersten Mal auch die sprachliche Vielfalt im Norden Baden-Württembergs und erschließt damit auch diese Region mit dialektologischem Kartenmaterial.
Auf einen Blick:
Eröffnung: 10. Februar 2023 18 Uhr im Foyer des Rathauses Buchen
Laufzeit: 10. Februar bis 9. März 2023
Öffnungszeiten:
Montag – Mittwoch von 8 bis 16 Uhr
Donnerstag von 8 bis 18 Uhr
Freitag von 8 bis 13 Uhr