„Wer versteht demenzerisch?“ Diese Frage und die Botschaft, dass es sinnvoll ist, zu versuchen Demenzkranke zu verstehen, beschäftigte die sympathische Autorin Sabine Tschainer-Zangl aus München zusammen mit ihrer interessierten Zuhörerschaft bei der Autorenlesung in der vergangenen Woche in der Stadtbücherei Buchen. Eine wichtige Botschaft vorneweg: Um das erforderliche Verständnis aufzubringen ist es wichtig, zu verstehen, warum die Betroffenen in den verschiedenen Situationen so und nicht anders handeln.
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Gerontopsychiatrie & SAPV Neckar-Odenwald-Kreis, Gerhard Weidner, begrüßte zur Autorenlesung insbesondere namens des Arbeitskreises „Demenz“ der Stadt Buchen. Die Stadtbücherei mit ihrer Leiterin Ariane Link hatte einen Thementisch „Demenz“ aufgebaut und eine entsprechende Literaturliste aufgelegt.
Die Autorin Sabine Tschainer-Zangl las Passagen aus ihrem Buch und ging auf die vielen Fragen ein, die vor allem Angehörige Demenzkranker sich stellen. Zwischendurch gab sie immer wieder Tipps zum Umgang mit der Krankheit und dazu gehörige Hintergrundinfos. Sie machte deutlich, dass zum Verständnis der Krankheit ein grundlegendes Verstehen der Funktionsweise des menschlichen Gehirns erforderlich ist.
Beim Umgang mit Betroffenen sei herzliche Autorität gefordert und es gelte „echt“ im Sinne von authentisch zu bleiben. Die Zahl der Demenzerkrankten nimmt laut Statistik zu. „In all den großen oder kleinen Situationen des Alltags, in denen wir mit dementen Menschen zusammenkommen, müssen wir das Lebensgefühl der Betroffenen verstehen lernen“, so die Autorin, die die Situation mit dem Erlernen einer Fremdsprache - „demenzerisch“ - verglich. Natürlich sei das anstrengend, denn diese Erkrankung habe auch etwas mit jedem selbst zu tun. Demenz mache vielen Menschen Angst, weil sie nicht zuletzt befürchten, ebenfalls dement zu werde; der schleichende Kontrollverlust über das eigene Leben schafft Ängste. Viele würden gerne vorbeugen. Hier treffen sich die eigene Welt und die des Demenzkranken. Denn die Betroffenen erleben tagtäglich das Nachlassen ihrer Fähigkeiten.
Demenzerkrankte zu begleiten oder zu pflegen ist herausfordernd. Schwierige Situationen sind unvermeidlich. Der Schlüssel zur Beantwortung der vielen Fragen liegt im Verstehen und darauf aufbauendem Handeln. Dadurch könne stressfreier reagiert werden. Die Autorin gab an diesem Nachmittag, auch mit Hilfe ihres Buches, Mut und Hilfestellung beim Umgang mit Demenz. Im Mittelpunkt stand für sie auch immer die Frage: „Sind wir gerade glücklich?“.
Die Alltagstipps, aufgrund von Fragen zur Vorbeugung, lauteten: genügend trinken, nicht zu viel Stress und sich auch mal was Gutes gönnen. Diese abschließenden Empfehlungen nahmen die Gäste gerne mit nach Hause.