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Waldbegehung des Buchener Gemeinderates am Freitag, 11. Oktober 2019

Die Dürre des Supersommers 2018, mit Temperaturen um die 40 Grad und wenig bzw. keinen Niederschlägen,

ist für den desolaten Zustand im Wald mit verantwortlich und bereitet den Forstleuten Sorgenfalten. Über die Forstarbeit im städtischen Forstbetrieb und den aktuellen Stand der Dinge im Buchener Stadtwald informierten sich die Stadträtinnen und Stadträte des Buchener Gemeinderates am vergangenen Freitag im Rahmen der jährlichen Waldbegehung. In diesem Jahr fielen die Berichte zu den einzelnen Waldbildern wenig positiv aus. „Die Situation ist sehr schwierig, die Schäden sind massiv“, informierte Bürgermeister Roland Burger. Es gebe in vielen Beständen immense Trockenschäden.

Zunächst begrüßte Bürgermeister Roland Burger die zahlreichen Teilnehmer, neben den Gremienmitglieder galt sein Willkommen ehemaligen Ratsmitgliedern sowie den beiden städtischen Revierleitern Herrmann Fischer und Bernhard Linsler.

Gleich beim ersten Waldbild im Distrikt Oberhölzle in Hettingen ging es um eine Schadfläche. Hier steht eine Holzernte nach Dürreschäden in einem Buchenbestand an. In diesem Bestand von rund 10,2 ha ist eine Schadfläche von geschätzten 2,5 ha. Die Klimaerwärmung, der extrem trockene Standort als Kuppenlage im Muschelkalk und eben der extreme Sommer 2018 seien hierfür verantwortlich, erläuterte Revierleiter Bernhard Linsler und ging auf die Klimaerwärmung und die Folgen für die Forstwirtschaft ein. Er verdeutlichte seine Ausführungen mit Grafiken zur Klimaerwärmung im Neckar-Odenwald-Kreis. Nach dem Sommer 2018 mit viel Hitze und wenig Niederschlag seien die ersten Auswirkungen schon bald zu sehen gewesen. Hier im Buchenwald zeigten sich Laubverfärbungen und mit dem Buchenborkenkäfer und dem Buchenprachtkäfer befallene Bäume. Die Holzerntekosten liegen bei solchen Hieben deutlich über den sonst üblichen Kosten. Es gebe bei der Schadholzaufarbeitung Mehraufwand nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen.

Was kommt nach der Holzernte?, bei dieser Frage setze er auf eine Mischpflanzung. Es gebe als Variante einerseits die Pflanzung von Eiche mit Feldahorn und Hainbuche oder als weitere Möglichkeit die Ergänzung des Laubholzes mit Libanonzedern. Die Douglasie habe wahrscheinlich bei weiter steigenden Temperaturen zu kämpfen, die angepasste und hitzeunempfindliche Zeder sei wohl die bessere Variante. Es gebe jedoch noch keine gesicherten Erkenntnisse, auch die Forstliche Versuchsanstalt in Freiburg fische noch im Trüben. Es gehe nicht ohne Risiken, weil die Klimakrise nicht absehbar sei. „Über neue Baumarten muss nachgedacht werden“, stimmte Bürgermeister Roland Burger zu. Die Stadt Buchen pflanze jährlich 35.000 neue Bäume, dies müsse standortangepasst erfolgen, um zu einem guten Baumarten-Mix zu kommen. Neue Beimischungen wie die Zeder müssen eine Chance erhalten. Revierleiter Bernhard Linsler stellte dann die neuen Waldarbeiter in seinem Revier, Mechler, Pallas und Köppler, vor.

Beim nächsten Waldbild im Distrikt Platte in Eberstadt, oberhalb der K3900 ging es zunächst um eine Verkehrssicherungspflicht entlang des Kreisstraße, ebenfalls ein Problemhieb aufgrund absterbender Bäume. Revierleiter Hermann Fischer wies darauf hin, dass in der Schadholzaufarbeitung besonders hohe Risiken bestehen. Die Arbeiten müssen deshalb mit technischen Maßnahmen begrenzt werden. Hierzu setzen die Reviere der Stadt Buchen zum Beispiel Unfallverhütungsschlepper, eine Vorlieferraupe und seit neuestem auch funkgesteuerte Fällkeile ein. Außerdem sollen in einigen Flächen Harvester (Vollerntemaschinen) den Waldarbeitern vorausarbeiten.  In dem Wald des Distrikts Platte besteht zusätzlich noch eine erhöhte Gefahr für die Waldbesucher durch hohes Aufkommen von Schadholz auch entlang der Waldwege. Diese Wege werden intensiv von Waldbesuchern genutzt, auch durch die Nähe zum Sanatorium an der Höhle. Hier erfolgen ebenfalls Sicherungshiebe und ggf. kann auch im Einzelfall die Sperrung von Waldteilen erfolgen, bis die Sicherheit wieder hergestellt ist.

Abschließend stand mit der Besichtigung des Walderlebnispfades im Roth/Nahholz ein erfreulicher Aspekt im Focus. Einige Stationen des zum Buchener Grünen Bandes gehörenden Erlebnispfades sind fertiggestellt und konnten besichtigt und getestet werden. Es ist hier gewissermaßen ein naturnaher Erlebnisparcour entstanden mit beeindruckendem Wald-Megaphon, Barfußpfad und Balancieranlage sowie einem „Spechtbaum“. Gerade für Familien ist dieser neue Walderlebnispfad eine sehr schöne Sache um einen naturnahen Spaziergang mit abwechslungsreichen Erlebnissen zu verbinden.

Bei der Abschlussbesprechung fasste Bürgermeister Roland Burger die Waldbegehung und das zurückliegende Forstwirtschaftsjahr zusammen und stellte fest: "Wir stehen in den kommenden Jahren in der Forstwirtschaft vor großen Herausforderungen“

Den Holzmarkt beleuchtete Timo Misselbeck, der über die Forstliche Vereinigung Odenwald-Bauland (FVOB) die Holzverkäufe für den Stadtwald Buchen mit verantwortlich ist. „Die Fichte hat zwei schlimme Jahre hinter sich“, stellte er eingangs heraus. Im Nachbarland Hessen, also quasi nebenan, so informierte er, seien die Schäden noch viel größer, ganz aktuell habe er die Nachricht gelesen, dass der Forst in Hessen sogar kapituliere. Dort werde flächig die Aufarbeitung von Schadholz Fichte eingestellt. Hier sei der Stadtwald von Buchen dagegen noch mit einem blauen Auge davongekommen. Jedoch sei der Holzmarkt entsprechend voll. Er erläuterte die Verkäufe der einzelnen Baumarten und gab zu bedenken, der Odenwald habe derzeit sehr schlechte Preise, teilweise eben nicht mehr auskömmlich. Etwas Licht am Horizont sehe er in einzelnen Segmenten zum Jahresende, aber der Markt bleibe wohl schwierig. Der Markt bei Brennholz laufe gut, aber Schadholz, so wurde verdeutlicht, tauge als Brennholz nicht. Es gelte am Markt zu bleiben und konsequent an der Aufarbeitung der Käferbäume weiterzuarbeiten.

Bürgermeister Burger gab abschließend zu bedenken, es werden wohl noch einige schwierige Jahre auf den Forst zukommen. „Wir sind in einem Waldumbauprozess, es gilt neue Wege zu gehen“. Sein Dank galt abschließend den Revierleitern Bernhard Linsler und Hermann Fischer, der Forstverwaltung, den Waldarbeiter und der FVOB.   

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