Die Landschaft in der Region hat sich verändert, denn die Erfolgsgeschichte des Skulpturenradweges, die vor 13 Jahren begann, wird fortgesetzt. Dieses außergewöhnliche Kunstprojekt wurde durch sieben neue unterschiedliche Kunstwerke, davon zwei auf dem Stadtgebiet Buchen jetzt ergänzt. Von einem „sonnigen“ Anlass sprach Osterburkens Bürgermeister Jürgen Galm in seinem Grußwort zur Vernissage und Eröffnungsfeier „18 plus 7“, der Erweiterung des Skulpturenradweges am vergangenen Sonntag im Rahmen des Brückenfestes in der Römerstadt. Viele Festgäste waren zu diesem freudigen Ereignis, einer besonderen Veranstaltung unter der „Benefizianerbrücke“, gekommen. So begrüßte Jürgen Galm die Bürgermeister der fünf „RIO-Gemeinden“ Klaus Gramlich, Thomas Ludwig, Ralph Matousek und Hans-Peter von Thenen sowie den Beigeordneten der Stadt Buchen Benjamin Laber. Ein weiterer Gruß galt neben den anwesenden Künstlerinnen und Künstlern, MdB Alois Gerig, Landrat Dr. Achim Brötel sowie den Mitgliedern der Jury mit Prof. Dr. Tilman Osterwold an der Spitze.
In seiner Ansprache erinnerte Galm an die Entstehung des Skulpturenradweges der einen handfesten entwicklungspolitischen Hintergrund hatte, zu dem auch die nachhaltige Stärkung des Tourismus im strukturschwachen Bauland gehörte. Er sollte zudem neue wirtschaftliche Potenziale erschließen und Impulsgeber für die Wirtschaft – ganz besonders für die gastronomischen Betriebe – und der ländlich strukturierten Raumschaft sein. Vor diesem Hintergrund hatte Bürgermeister a.D. Ekkehard Brand, die ursprüngliche Idee des Künstlerehepaares Wagner (Seckach), Kunstwerke entlang von Wegen aufzustellen, aufgegriffen und weiter-entwickelt. Herausgekommen ist dabei ein außergewöhnliches Gemeinschaftsprojekt der RIO-Gemeinden, nämlich die längste Galerie im Land, ein Skulpturenradweg von einer Länge von 77 Kilometer. Die Eröffnung, so Galm fand genau auf den Tag vor 13 Jahren statt. Brand, schon damals der künstlerische Spiritus, hat das Thema nie aus den Augen verloren und immer wieder zusammen mit Harald Gall die Weiterentwicklung verfolgt. Auch weil die mit dem Projekt verbundenen touristischen Erwartungen nur teilweise erfüllt werden konnten. Galm sagte auch, dass dieser Radweg topografisch eine gewaltige Herausforderung für jeden Radfahrer ist und sicherlich nicht mit flachen Radwegen konkurrieren kann.
Im November 2015 hat die Verbandsversammlung die Grundsatzentscheidung getroffen, das Projekt aus 2006 fortzusetzen und die Mittel für das „Projekt 18 plus 7“ bereit zu stellen. Es war die Absicht in jeder bisherigen Mitgliedskommune ein neues Kunstwerk zu etablieren und darüber hinaus die Stadt Buchen neu mit einzubinden. So wurde ein neuer Wettbewerb durchgeführt, zu dem die Kunstakademien Karlsruhe, Stuttgart und Nürnberg mit ihren Professoren gewonnen werden konnten, die auch die Auswahl von Studierenden und Absolventen die am Wettbewerb teilnehmen, trafen. Die Jury tagte im Januar 2018, anschließend fand eine öffentliche Ausschreibung statt.
Es wurden spannende Kunstwerke, so Galm geschaffen, die jetzt in unserer Landschaft zu sehen sind und mit der „Welle“ von Nina Laaf habe man jetzt sogar das Meer im Bauland. Galm sei wie er sagte, gespannt wie die neuen Skulpturen in der Bevölkerung ankommen und wie ihre Vorgänger auch für reichlich Leben in der Landschaft sorgen. Für einen touristischen Erfolg sieht Osterburkens Bürgermeister zu einem gewissen Teil die heimische Gastronomie mit in der Pflicht. Statt einer Verbesserung müsse man in den letzten Jahren eher einen Rückschritt feststellen. Sein abschließender Dank galt allen die am Projekt beteiligt waren, wobei ein großes Danke-schön an den Projektbeauftragten Ekkehard Brand ging. Er hat die Idee immer weiter verfolgt, eine wichtige Überzeugungsarbeit geleistet und ist dem Projekt letztendlich regelrecht verwachsen. Dank galt auch Marlies Ebel-Walz für die perfekte Gesamtkoordination. Der Zweckverband RIO freut sich über die Fortsetzung der Idee und ist zudem stolz auf die Vollendung weiterer sieben Ausstellungsstücke auf der längsten Galerie im Land.
Jurysprecher Prof. Dr. Tilman Osterwold machte sich in seiner Ansprache Gedanken zu den Projekten und würdigte die fach-liche Leistung der geschaffenen Kunstwerke von Künstlerinnen und Künstlern einer jüngeren Generation, der Kunsthochschulen. Öffentlicher Raum und zeitgenössische Kunst begegnen sich in dieser Region in einer von Menschen die unterschiedlichen Tätigkeiten und Verhaltensweisen geprägten gelebten Kulturlandschaft. Er habe ganz großen Respekt vor dem was hier die Kommunen umgesetzt haben. Die geschaffenen Kunstwerke sind sehr unterschiedlich und von großer Bedeutung in der alltäglichen Welt. Es gibt vieles Komplexes zu entdecken bei diesen herrlichen Darstellungen. Ausführlich beschrieb er dann die neu geschaffenen Kunstwerke und stellte auch den Künstler oder die Künstlerin namentlich vor. Abschließend wünschte er in dieser „wunderbaren Atmosphäre“ einen schönen Tag und ein kreatives Erwandern dieser großartigen Kunstwerke in einer herrlichen Landschaft.
MdB Alois Gerig beglückwünschte die RIO-Gemeinden zur Erweiterung des ihnen zwischenzeitlich lieb gewonnenen Skulpturenradweges. Die Neugierde der Besucher auf die sieben neuen Kunstwerke werde wachsen ist sich Gerig sicher. Kunst gibt es zwar überall, aber die Kunst in Verbindung mit Sport und Natur bekommt man nur auf dem Land. Er glaubt fest daran, dass man auch eine große Zukunft im Bereich des Tourismus und Naherholung haben werde. Er wünschte sich, dass viele Wanderer und Sportler diesen Radweg in Zukunft benutzen. Ein besonderes Kompliment sprach er den jungen Künstlerinnen und Künstlern für die geschaffenen Kunstwerke aus.
Landrat Dr. Achim Brötel bezeichnete den Skulpturenradweg, der vor 13 Jahren in Adelsheim offiziell eröffnet wurde, zweifellos als Erfolg für die Region, wo moderne Kunst an Orten steht, wo man sie zunächst einmal ganz sicher nicht vermuten würde, nämlich mitten in Gottes freier Natur. Auf den ersten Blick, so der Landrat, ist das vielleicht irritierend, aber gerade deshalb eben auch eine ganz besonders ansprechende Einladung zur Reflektion. Es ist ja gerade dieser überraschende Moment, das sogar die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Kunst regelrecht fordert und fördert. Unvermittelt aber nicht ohne Hintergedanken, denn sämtliche Kunstwerke haben auch eine Botschaft die alle betrifft. Natürlich verfolgt man mit dem Radweg auch touristische Ziele wie das gastronomische Angebot. Das ist ein Sorgenkind und dies gilt es zu verbessern. Er ist aber begeistert, von der unglaublichen künstlerischen Kreativität der jungen Künstlerinnen und Künstlern die den Skulpturenradweg mit ihren unterschiedlichsten Kunstwerken, der 24 Stunden am Tag geöffnet ist, bereichert haben, wozu der Landrat seine besten Glückwünsche aussprach.
Buchens Beigeordneter Benjamin Laber betonte, dass die Stadt Buchen bei dieser Erweiterung neu im Boot sei. Zwei Kunstwerke stehen bei Bödigheim und Eberstadt. Man kann zu diesem Skulpturenradweg und den einzelnen Kunstwerken stehen wie man will, moderne durchaus provokante Kunst in der freien Natur, entlang eines Radweges ist definitiv ein Alleinstellungsmerkmal. Dies erwartet in unserem ländlichen Raum eigentlich niemand. Beim einen stößt dies auf totale Ablehnung beim anderen auf totale Begeisterung. Fest steht, es lässt niemanden kalt und sorgt für Emotionen. Und das ist nicht nur das einmalige und besondere an diesem Radweg sondern auch ein wesentlicher Grund dafür, dass sich die Stadt Buchen als Projektpartner gerne daran beteiligte und sollte auch zukünftig noch weiter vorangetrieben werden, denn darin sehe man eine weitere Chance für die Region. In seinem Schlusswort bedankte sich Galm bei den beiden jungen talentierten Nachwuchsmusikern Nadin Menzel (Gesang) und Bassit Agbere (Piano) von der Musikschule Bau-land, die den Festakt musikalisch begleiteten und überreichte ihnen ein Präsent. Beim anschließenden Stehempfang stieß man gemeinsam mit einem Glas Sekt auf die gelungene Erweiterung an die auch den gewünschten Erfolg mit sich bringen möchte.
Am Nachmittag standen die Künstlerinnen und Künstler an ihren geschaffenen Kunstwerken und gaben den vorbeikommenden Radfahrern viele Informationen zu ihrem geschaffenen Werk, wie hier bei Rosenberg.
Foto und Text: Helmut Frodl