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Albert Lester ist verstorben

Jakob Mayer, der in direkter Nachbarschaft wohnte, nannte er „Onkel“. Der Fotograf Karl Weiß porträtierte ihn und seine Schwester Hella mehrfach. Und seine Mutter Susi schrieb wunderbare Gedichte über Buchen, die Landschaft und deren Bewohner. Die Rede ist von Albert Lester, der am 23. Oktober 1927 als Albrecht Levi in der Marktstraße geboren wurde und dort rund um das Geschäft seiner Eltern aufgewachsen ist. Am 30. September 2024 ist er kurz vor seinem 97. Geburtstag in seiner Wahlheimat London verstorben.

Erst spät hat sich die Beziehung zu seiner Heimatstadt Buchen wieder intensiviert, nicht zuletzt durch die Freundschaft zu Walter und Mabel Jaegle. Im „Wartturm“ Ausgabe Oktober 2023 ist zu lesen: „Albert Lester war ein typischer Junge, egal ob Christ oder Jude, bei dem Sport und Freizeit Vorrang hatte gegenüber dem Erlernen von religiösem Wissen.“ Lester selbst schreibt in seinen 2021 veröffentlichen Erinnerungen „Exodus x 3“: „“Sicherlich war meine Kindheit eine glückliche, bis zu den frühen 1930er Jahren, als ein gewisser Adolf Hitler sich bemerkbar machte und das Geschäft meines Vaters effektiv ruinierte.“

Seien Eltern flüchteten 1939 nach Süd-Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, seine Schwester und er kamen zunächst in Internaten unter, bevor sie durch Kindertransporte nach England gerettet wurden. Albert hat später ebenfalls glückliche Jahre in Simbabwe verbracht, bevor er seine neue Heimat in London gefunden hat.

Über das Ehepaar Jaegle wurden Kontakte unter anderem auch zum Bezirksmuseum, dessen Ehrenmitglied er wurde, geknüpft. Ein Höhepunkt war zweifellos die Veröffentlichung seiner Lebensgeschichte, in denen er auch seine Kindheit in Buchen und das friedliche Miteinander der Religionen beschrieben hat. Allen, die dabei waren, wird die Lesung im Bezirksmuseum unvergesslich sein, als im November 2022 Stefan Müller-Ruppert Passagen aus eben diesen Lebenserinnerungen vorgetragen hat und Albert Lester zeitgleich über Video aus London zugeschaltet war. Im Oktober 2023 schließlich war der Verstorbene persönlich zu Gast in Buchen und nahm im Bezirksmuseum sichtlich bewegt einen goldenen Blecker von Bürgermeister Roland Burger entgegen. Vor wenigen Monaten war Lester zu Gast bei König Charles als eines der letzten noch lebenden Kriegsverschickungskinder und auch in der BBC berichtete er über diese schwere Zeit.

In seinem letzten „Buchener“ Projekt hat Albert Lester noch vor kurzem die Lebensgeschichte seiner Tante Marie Wolf auf einem Videoclip eingesprochen, das Bestandteil des neuen Gedenkprojekts „Buchen-gedenkt“ ist und das dank des Sprechers eine ganz besondere Authentizität ausstrahlt. Die Erinnerung an seine in Auschwitz ermordete Tante war ihm ein ebenso großes Anliegen wie der Wunsch, dass die Verbundenheit zu Buchen über seinen Sohn weiter bestehen möge.

Der Öffentlichkeit vorgestellt wird das erwähnte Gedenkprojekt im Beisein von Landrat Dr. Achim Brötel und Bürgermeister Roland Burger am Sonntag, 10. November um 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge in Eberstadt, Rathausstraße 23. 20231028 112413

Schon vorab, am Dienstag, 5. November, wird nach einer langen pandemiebedingten Pause Frau Eveline Goodman-Thau wieder nach Buchen kommen. Die in Wien geborene Rabbinerin und Professorin für jüdische Religions- und Geistesgeschichte hat als Kind die Shoah überlebt und ist Gründerin und Direktorin der Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst in Buchen. Sie wird um 18 Uhr der alljährlichen Gedenkveranstaltung anlässlich des Novemberpogroms von 1938 in der „Gedenkstätte für alle Opfer des Nationalsozialismus“ in der Vorstadtstraße beiwohnen, bevor sie um 19 Uhr einen Vortrag im Klösterle hält. Tags darauf wird sie im BGB mit Schülerinnen und Schülern in einem Zeitzeugengespräch sprechen. 

Bildunterschrift

Der in der Markstraße als Albrecht Levi geborene Albert Lester (zweiter von links), der am 30. September in London verstorben ist, wurde bei seinem letzten Besuch in Buchen im Oktober 2023 herzlich willkommen geheißen und hat u.a. einen goldenen Blecker aus den Händen von Roland Burger entgegennehmen können.

Bild: Martin Strittmatter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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