Dass Lebensmittel erschwinglich und im Überfluss erhältlich sind, war auch im industrialisierten Europa bis vor wenigen Jahrzehnten noch alles andere als selbstverständlich. In den heutigen Industriegesellschaften besteht inzwischen aber vielfach das Luxus-Problem, mit dem Überangebot von Lebensmitteln zurecht zu kommen.
In Deutschland werden jährlich 70 bis 85 kg Lebensmittel pro Kopf weggeworfen. In weiten Teilen der Welt ist Hunger aber immer noch Alltag. Zu Recht ist das Wegwerfen von Essensresten mit Gewissensbissen verbunden. Omas Resteküche erlebt daher aktuell eine Wiedergeburt, wenn auch unter anderen Umständen als früher.
Viele Essens-Abfälle entstehen eigentlich ganz ungewollt aufgrund von Spontankäufen, etwa aufgrund von Sonderangeboten oder Großpackungen. Hier liegt auch gleich die Möglichkeit, Essens-Abfälle zu vermeiden, indem der gute alte Einkaufszettel wieder zum Einsatz kommt. Geplantes und bedarfsgerechtes Einkaufen verhindert viele Essensreste, ebenso der bedarfsgerechte Einkauf an Frischetheken ohne vor-portionierte Waren.
Etliche Lebensmittel wandern aber vielleicht in den Mülleimer, weil sie nicht mehr ganz so frisch und knackig wie gewünscht sind. Sie sind deswegen aber noch nicht ungenießbar. Hier kann eine gezielte Reste-Küche viele Abfälle verhindern – und das kann sogar richtig gut schmecken!
Die leicht gummi-artigen Brezen von gestern können auf dem Brötchen-Grill des Toasters oder im Backofen nochmals aufgehübscht werden. Sie schmecken dann nochmals wie frisch, müssen aber auch bald gegessen werden, sonst werden sie hart.
Wenn Einfrieren nicht möglich ist, können Reste von Suppen oder von Beilagen-Gemüse in heißem Zustand in mit heißem Wasser ausgespülte Konservengläser verschlossen werden. Nach diesem einfachen Einkoch-Verfahren bleiben sie noch für mehrere Tage genießbar, haltbarere Gemüsebeilagen wie z.B. Rotkohl sogar für mehrere Wochen. Es ist also empfehlenswert, nicht sämtliche Konservengläser ins Altglas zu geben, sondern immer einige leere, saubere Schraubgläsern parat zu haben.
Reste von Frischgemüse oder Obst können eingefroren werden, oder mangels Gefrierfach in Salaten, Kuchen, Suppen oder Gemüsebeilagen oder Chutney-Konserven weiterverarbeitet werden. Und zu guter Letzt kann auch immer weiterverschenkt werden, an Nachbarn, Verwandte und Freunde. Das geht jetzt sogar per Internet über food-sharing-Plattformen.
Das Mindest-Haltbarkeitsdatum (MHD) sorgt, falsch verstanden, für viele zu früh entsorgte Lebensmittel. Eine wirkliche Verfalls-Grenze ist das MHD von Lebensmitteln vor allem für sehr verderbliche Speisen wie rohes Fleisch, Fisch, Roh-Wurstwaren oder Rohmilch-Produkte. Letztlich garantiert es aber ganz im Wort-Sinne nur, wie lange ein Lebensmittel bei richtiger Lagerung zum Verzehr geeignet ist. Die wenigsten Lebensmittel werden nach Ablauf des MHD schlagartig ungenießbar! Sie müssen dann nicht unbedingt gleich weggeworfen werden. Vor allem gegarte, und damit haltbar gemachte Lebensmittel wie die Sauermilchprodukte Joghurt, Quark und Käse, aber auch Konserven, Marmeladen, vorgekochte und luftdicht verpackte Lebensmittel sowie verpackte Gebäcke können sehr viel länger genießbar sein, solange die Verpackungen nicht angebrochen wurden.